Anlässlich der Abschaffung von Paragraf 219a in Deutschland und der Aufhebung von Roe v. Wade in den USA wird aktuell wieder vermehrt über Abtreibungen debattiert. Doch wie geht man mit einem Schwangerschaftsabbruch um, nicht nur juristisch sondern auch emotional? Darüber haben wir in der neuen Folge Flokati Beach mit unseren drei Gästen gesprochen. El, Laura und Leonie haben uns erzählt, warum sie sich für einen Abbruch entschieden haben, wie die Beratungsgespräche abliefen und was sie heute über ihre Entscheidung denken.

"Ich möchte, dass mehr über Abtreibungen gesprochen wird. Das Thema betrifft in Deutschland jedes Jahr 100.000 Menschen. Deswegen möchte ich das Tabu brechen."
Zur Einordnung: Die Rechtslage in Deutschland
Im Juni 2022 hat der Bundestag mit einer großen Mehrheit für die Abschaffung des Paragraph 219a gestimmt und damit für die Abschaffung des Werbeverbots von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland. Das bedeutet, Ärzt:innen dürfen jetzt legal auf ihrer Website darüber informieren, ob und wie sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen.
Trotzdem bleibt es dabei, dass Abtreibungen in Deutschland verboten sind. Wenn sie bis zur zwölften Woche durchgeführt werden und es vorher ein Beratungsgespräch gab, bleiben sie zwar straffrei, doch die Illegalisierung kann drastische Folgen für Betroffene haben. Schwangerschaftsabbrüche sind zum Beispiel kein verpflichtender Teil der gynäkologischen fachärztlichen Weiterbildung (Doctors for Choice). So können Versorgungslücken entstehen und es kann weiterhin schwierig bleiben, Ärzt:innen zu finden, die einen Abbruch durchführen.
"Abtreibungen sollten als medizinischer Eingriff normalisiert werden. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Ärzt:innen, die Abbrüche durchführen, halbiert. Das muss sich ändern!"
Tabus brechen und Vorurteile abbauen
Doctors for Choice zufolge verstärke die Strafandrohung auch die Stigmatisierung von Abtreibungen. Und das obwohl sich nach Angaben von Correctiv jährlich 100.000 Menschen in Deutschland nach dem Beratungsgespräch für die Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs entschieden. Das sind umgerechnet 270 Menschen pro Tag! Trotzdem ist es nach wie vor ein Tabuthema und Vorurteile halten sich weiterhin hartnäckig. Ein Vorbehalt, der El zufolge immer noch sehr präsent sei, ist die Annahme, dass es allen nach einer Abtreibung super schlecht ginge.
"Mir ist es wichtig zu sagen, dass nicht jede Person nach einer Abtreibung depressiv ist. Ich zum Beispiel stehe hinter meiner Entscheidung."
Für mehr Hintergrundinfos und persönliche Einblicke zum Thema, schaut die aktuelle Folge Flokati Beach!
(Presse-)Kontakt
Melanie Gollin
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