Auf der TINCON Hamburg @ Reeperbahn Festival haben wir unser junges Talkshow-Format Flokati Beach wieder im Gepäck gehabt. Wieder live mit einem Thema, dem gerade in den letzten Jahren (auch bedingt durch die Corona-Pandemie) zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde: Die Aufklärung zu HIV und Aids. Deswegen hat unser Moderator Dominik Djialeu mit Julia, Bastian Castillo (@BUZZDEEDEE) und Ahmed Mnissi auf der "Flokati Beach"-Bühne live über die Thematik gesprochen.
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Alle drei Gäste haben sich mit dem HI-Virus infiziert und es sich zur Aufgabe gemacht, das Immer-noch-Tabu-Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei klären über die Unterschiede zwischen HIV und Aids auf, erzählen auch über ihren Alltag mit dem Virus und räumen auch mit Vorurteilen auf, wie dass HIV-infizierte Personen automatisch ansteckend seien.
Wir wissen, das HIV heute kein Tabu-Thema mehr sein müsste, weil unter Medikation HIV nicht mal mehr übertragbar ist. 'n = n' heißt 'nicht nachweisbar = nicht übertragbar'. (...) Das wissen nur 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Das ist eine Information, die dieses Stigma sehr stark entlasten würde.
Zwar belaste Julia, Bastian und Ahmed die Virusinfektion im Alltag nicht wirklich, dafür aber die Unwissenheit, Vorurteile und Angst der anderen. Sei es beim Arztbesuch oder beim Dating – die Stigmatisierung herrsche vor. "Gerade im Gesundheitssystem haben wir massiv immer noch Probleme, was die Diskriminierung angeht. Also Ärzt:innen oder Pfleger:innen, die demonstrativ anfangen, drei paar Handschuhe anzuziehen vor der Person. (...) Da fehlt die Aufklärung", sagt Ahmed.
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In den letzten Jahren ist die Aufklärungsarbeit zurückgegangen. Und das spürt man am meisten, wenn man Leute datet und in Kontakt tritt.
Und auch wenn sich laut dem Robert-Koch-Institut immer weniger Menschen in Deutschland mit HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) infizieren und durch die Medikamente ein "normales" Leben führen können, sind sich alle drei Talk-Gäste einig: Das Bewusstsein für die Gefahr einer potenziellen Ansteckung sei oft nicht wirklich vorhanden – besonders in heteronormativen Kreisen. "Wenn du zehn heterosexuelle fragst, wie du dich schützt vor HIV, dann ist die Antwort von acht Leuten 'Ich nehme die Pille'", so Ahmed. Deswegen sprechen sie nicht nur offen über ihre Infektion, sondern setzen sich auch alle drei für mehr Aufklärung ein – ob nun auf der Bühne der TINCON, auf Social Media oder auch in der Datingshow Prince Charming. Den ganzen Talk könnt ihr jetzt auf YouTube sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=NTQBUmTwsTM
Rund 38 Millionen HIV-Erkrankte: Fakten & Zahlen
HIV (auch HI-Virus) bedeutet Humanes Immundefizienz-Virus oder auch Menschliches Immunschwäche-Virus bzw. Menschliches Immundefekt-Virus. Eine unbehandelte HIV-Infektion führt nach einer unterschiedlich langen symptomfreien Phase in der Regel zu der Erkrankung AIDS (englisch acquired immunodeficiency syndrome).
Die Verbreitung von HIV hat sich seit Anfang der 1980er-Jahre zu einer Pandemie entwickelt und nach Schätzungen des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) sind bisher mindestens ca. 39 Millionen Menschen an den Folgen gestorben.
Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV. Am stärksten betroffen ist das südliche Afrika. Allein im Jahr 2020 starben rund 680.000 Menschen an AIDS. Und auch wenn die Neuansteckungen weltweit sinken, laut der deutschen Aidshilfe steigen die Zahlen der HIV positiven Menschen in Osteuropa und Zentralasien sogar drastisch an.
Die Corona-Pandemie wirft HIV-Maßnahmen zurück
Kontaktbeschränkungen haben HIV-Tests behindert und führten in vielen Ländern zu einem starken Rückgang der Diagnosen. Auch die medikamentöse Versorgung wurde teilweise eingeschränkt oder unterbrochen. Insgesamt erhalten 73 % der Menschen mit HIV Medikamente – etwa ein Viertel also nicht.
Rund 2.000 Menschen infizieren sich jährlich mit HIV und ungefähr hoch geschätzt 9.500 Menschen mit HIV wissen nichts von ihrer Infektion.
So könnt ihr euch testen lassen
Mehr Infos findet ihr auch auf der Seite der Deutschen Aidshilfe. Solltet Ihr einen HIV-Test machen wollen, könnt ihr dies nicht nur in eurer Hausarztpraxis tun, sondern auch in den Stellen der örtlichen Gesundheitsämter. Dort erfolgt die Testung (auch anonym) auf alle möglichen Geschlechtskrankheiten zumeist kostenlos oder gegen eine kleine Gebühr (in Berlin 10 €).
(Presse-)Kontakt
Melanie Gollin
Kommunikation / Presse / PR
melanie.gollin@tincon.org