Zu Beginn jeden Jahres findet unser Programmworkshop statt. Im Grunde kann man sich das Workshop-Wochenende wie eine Experten-Befragung vorstellen, nur lustiger. Und mit einer ausgesprochen guten Spotify-Playlist. Die Playlist haben die Teilnehmer*innen selbst erstellt. So wie alles an diesem Wochenende. Wir schaffen den Raum und die bestmöglichen Arbeitsbedingungen. Soll heißen, wir geben Tipps bzgl. der methodischen Umsetzung und haben einen Kasten Club Mate gekauft. Die Jugendlichen bestimmen die Inhalte. Vergangenes Wochenende sind es 35 Teilnehmer*innen im Alter zwischen 13 bis 21 Jahren. Unter ihnen sind altbekannte und neue Gesichter und sie haben Themen mitgebracht, die so vielfältig sind, wie ihre Realität.
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Am ersten Tag werden die Themen vorgestellt und diskutiert. Jeder kommt an die Reihe und keiner wird verurteilt. Das sind die Regeln. Die Themengebiete reichen von Netzpolitik & Coding über Aktivismus & politischer Protest bis hin zu queerfeministischen & Mental Health Themen. Der Wunsch nach mehr politischer Teilhabe scheint dabei immer wieder durch. Vor allem bei Themen, die die Jugendlichen direkt betreffen, wie Bildungspolitik und Umweltschutz. Neu dieses Jahr ist das wachsende Interesse an Science im Allgemeinen und Methoden wissenschaftlicher Recherche im Speziellen. Ein spannendes Indiz dafür, dass Jugendlichen die Fähigkeit selbständig Informationen überprüfen zu können, in unserer postfaktischen Gesellschaft zunehmend wichtiger wird. Ist notiert! Machen wir was draus!
In der zweiten Runde des ersten Tages kommen zu den Themen noch Speakervorschläge hinzu. Und im Gegensatz zu dem, was man vielleicht erwarten würde, sind die wenigsten Vorschläge reichweitestarke YouTuber*innen. Es geht nicht um Autogramme. Und es geht auch nicht um Selfies. Es geht um Inhalte. Klar, einen Rezo würde niemand von der TINCON-Bühne stoßen. Aber der Fokus liegt bei allen Speakerideen immer darauf, über welche Themen sie informieren können und was man von ihnen noch lernen kann. Im Prinzip steht alles unter der großen Frage: Wer kann uns über welches Thema wie informieren, damit wir die Welt besser gestalten können?
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Mit dem Thema befasst sich auch der Film, der gemeinsam am Abend geschaut wird. The Cleaners, ein Dokumentarfilm über Content-Moderatoren, deren Aufgabe es ist, belastende Fotos und Videos aus den Sozialen Medien zu entfernen. Beim Gespräch mit dem Regisseur Hans Block am nächsten Morgen wird viel über die Auswirkungen dieser Arbeit auf unsere Meinungsfreiheit diskutiert. Der Gesprächsbedarf ist hoch und wir können den Film nur weiterempfehlen! Ein Kurzinterview mit Hans Block könnt ihr auf unserem Instagram-Kanal sehen.
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Das Ziel des zweiten Tages ist es, die gesammelten Themen zu konkreten Programmpunkten weiter zu entwickelt. Dabei entstehen Vorschläge mit Titeln wie:
- „Ok Boomer - Überlebenstipps für alle Familienfeiern“ als Diskussion,
- „Braids, Dreads und Afro - Warum modisch nicht gleich richtig ist“ als Fishbowl Diskussion,
- „Queer & here - Repräsentation von LGBTQ+ in den Medien“ als Panel,
- „ENTR the world of science“ als Workshopund
- "The Future of Gaming" als Panel.
Diese Vorschläge und viele weitere liegen jetzt neben unseren Laptops und geben die Richtung für das TINCON-Programm 2020 vor. Für uns war es ein Wochenende voller Inspiration. An alle TINCONistas: Ihr seid mega! Danke! Und danke auch an Inga Dietrich, die als Theaterpädagogin nicht nur dafür gesorgt hat, dass keinem die Füße einschlafen, sondern auch die Gruppe und das Selbstbewusstsein gestärkt hat.
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Mehr Fotos (von Yannick Brugger) zum Programmworkshop findet ihr auf Flickr .
(Presse-)Kontakt
Melanie Gollin
Kommunikation / Presse / PR
melanie.gollin@tincon.org