Altersempfehlung: 16 - 25 Jahre
„Ein kleiner Hinweis noch, bevor wir mit dem Kolloquium beginnen: Es wird während des Masters zeitlich nicht die Möglichkeit geben, auch noch zu arbeiten. Sie müssen sich das schon leisten können. Arbeiten können Sie übrigens auch nicht in den Semesterferien, da werden Sie hier im Campusradio eingeteilt sein.“
Ich war gerade frisch aus dem Bachelor gestolpert, was für viele Kinder aus Arbeiter*innenfamilien ungefähr so viel bedeutet: 10.000 Euro Schulden beim Bafög-Amt und immer noch keinen blassen Schimmer, wie genau man jetzt einen Fuß in journalistische Redaktionen bekommt. Volontariat? Klingt in der Theorie spannend, zwei weitere Jahre am Existenzminimum leben sind aber praktisch nicht realisierbar. Der „Unbezahlte Praktikum“-Zähler zeigt die Zahl fünf an, es allein für den Bachelor in die Flure eine Hochschule zu schaffen, war nicht von statistischer Wahrscheinlichkeit begleitet.
Und sonst so? Deutschlands größte öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt macht einen Bachelor-Abschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung im aktuellen Volo-Auswahlverfahren zur alternativlosen Voraussetzung, während ich parallel dazu mit einer redaktionsleitenden Person für ein Vorstellungsgespräch zusammenkomme, in dem folgender Satz fällt: „Ja das ist hier immer noch so schrecklich bürgerlich alles, woran liegt das denn?“. Aua.
Viele Wege führen in den Journalismus – für Kinder aus Akademikerhaushalten mag das stimmen, Arbeiter*innenkinder müssen sich stattdessen oft folgende Frage stellen: Wie groß ist meine finanzielle Risikobereitschaft? Wie viele weitere Jahre Existenzminimum mute ich mir zugunsten einer Ausbildung zu, um dann eine mittelmäßig bezahlte freie Mitarbeit in Aussicht zu haben? Dass man nach dem Workshop euphorisiert in die journalistische Ausbildung startet, ist weniger Ziel, als wissen, welche Realitäten da eigentlich auf einen zukommen, als Arbeiter*innenkind.
Dieser Workshop richtet sich vor allem an Menschen, deren Eltern nicht-Akademiker*innen sind.