14. April 2020

5 Dinge, die ich #InZeitenvonCorona über mich gelernt habe

Ein U21-Beitrag von Anna Wissmüller

 

Corona steht vor der Tür (und da soll es auch bleiben). Die anfängliche Panik verfliegt langsam und die Einschränkungen werden immer mehr zur Normalität. Die Nachrichten schocken nicht mehr so wie am Anfang, der Mindestabstand zu anderen Personen wird akzeptiert und (vielleicht auch kopfschüttelnd) eingehalten und die Glasscheibe an der Supermarktkasse ist nicht mehr neu (das heißt in Zeiten von Corona: Man diskutiert darüber weniger am Telefon). Wenn wir ehrlich sind, hocken wir alle zu Hause und in uns kocht dieselbe Frage hoch: Wie lange dauert das jetzt? Nachdem alles ein bisschen zur Routine geworden ist, können wir uns Zeit nehmen für die tiefergehenden Fragen. So habe ich das auch gemacht und mich gefragt: Was lerne ich eigentlich aus dieser Lage?

Naja, da ich hier größtenteils die Zeit mit mir verbringe, geht es um mich. Was mache ich mit der Situation oder was wird mit mir gemacht? Denn als arbeitslose Studentin, gibt es keine Zeit mehr, um so zu tun, als sei ich gerade wirklich wichtig. Es ist noch nicht ganz klar, wie das Semester abläuft und mein dreimonatiges Praktikum wurde erstmal in den Sand gesetzt. Ich habe jetzt Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Hier also ein paar meiner Beobachtungen an mir:

  1. Wir alle kochen nur mit Wasser- „Wichtigaussehen“ ist nicht „Wichtigsein“

    Ich war lange Zeit ein Opfer von allen Dingen, die irgendwie so aussahen, als ob sie busy wären. Waren es Instagramer, Freunde oder Vorbilder, denen ich nachgeeifert bin. Es hat mir das Gefühl gegeben, dass ich mich selber noch optimieren muss, um so wichtig und viel beschäftigt wie die Anderen zu sein. Wenn Freunde von mir zwei Mal in ihren Terminkalender nachschauen mussten, um mir zu sagen, ob sie für ein Treffen Zeit haben, hat mir das das Gefühl gegeben, mein Leben nicht so unter Kontrolle zu haben wie sie. Corona zeigt: Jetzt wo die meisten von uns einen Überschuss an Zeit haben, wird klar: Wir sind und langweilen uns wahrscheinlich alle gleich. Wir sind alle mal erfolgreich und mal nicht (was auch immer das für uns heißt) und wir lenken uns gerade alle mit YouTube und Netflix ab, um den Tag in dieser Zeit rumzukriegen.

  2. Ein sogenannter „Workaholic“

    Ich dachte immer ich wäre einer, aber jetzt stelle ich fest: Ich kann erstaunlich gut im Bett liegen bleiben und mir kostenlose Spieleapps runterladen. Alles reine Übungssache. So habe ich anfänglich noch echte Aufgaben im Tag gebraucht, um nicht durchzudrehen. Mittlerweile ist die sogenannte „To-Do Liste“ ein Fremdwort geworden. Ich lebe in den Tag hinein. Für diesen Blogbeitrag habe ich mir das erste Mal wieder eine To-Do Liste geschrieben und ich muss sagen, meine Hände waren an den Schreibprozess nicht mehr gewöhnt. Ich bin faul und irgendwie stolz darauf. Wenn alle nichts zu tun haben, faulenzt es sich um einiges einfacher und bisher genieße ich das. Dafür bin ich aber auch dankbar. Ich weiß, dass momentan nicht jeder einfach ohne Sorgen warten kann wie ich.

  3. Telefonate werden langweilig

    Ich muss sagen: Ich bin jemand, der gerne redet. Es könnte eventuell auch schon Mal vorgekommen sein, dass ich Personen beim Aufräumen hinterhergelaufen bin, um weiter mit ihnen reden zu können (ein bisschen wie Harry Potters Eule Hedwig, war ich ständige – teils unerwünschte – Begleiterin). Doch momentan telefoniert man so oft, dass ich langsam selbst bei mir Anzeichen dafür bemerke, dass ich nicht mehr so Lust darauf habe. Das gegenseitige sich-in-die-Augen schauen und über alles außer Corona reden, hatte schon seine Vorteile, als man sich noch richtig getroffen hat. Trotzdem fühle ich mich beim Telefonieren wieder ein bisschen wie 11 und habe dabei richtige 2000er Vibes in mir. Wenn mich in Zukunft jemand anrufen und fragen würde, ob wir zusammen draußen im Park spielen wollen, würde ich mich nicht wundern.

  4. Um etwas zu lernen, brauche ich ehrliche Motivation

    Jetzt wo wir alle so viel Zeit haben, fällt immer wieder der Satz „Lern doch was Neues!“. Eigentlich auch ein sehr schöner Ansatz, aber so richtig durchziehen, tun das wahrscheinlich die Wenigsten von uns. Ich lebe in einer WG mit zwei Portugiesen und ich dachte mir, portugiesisch zu lernen, wäre echt eine gute Idee. Ich hab auch angefangen, aber schnell wieder aufgegeben. Um was richtig gut zu lernen, braucht man schon eine tiefgehende Motivation und nicht nur ein „naja-weil-corona-ist-lerne-ich-jetzt-halt-was“. So ist es zumindest bei mir.

  5. Natur – Was ist das?

    Bevor Corona wirklich groß wurde, war ich schon erkältet und zu Hause. Das heißt ich bin vom „Ich liege die ganze Zeit im Bett, weil ich krank bin“ zum „Naja, jetzt hindert mich auch nichts mehr dran meine ganze Routine sausen zu lassen“ gekommen. Nach langer Gemütlichkeit habe ich mich zum Einkaufen aufgerafft und ich muss sagen: Es war ein echtes Erlebnis. Ich habe einen richtigen Adrenalinschub gespürt, als die Sonne auf meine Haut schien und ich mich bewegt habe. Die Natur ist schon was Schönes. Geht raus, Leute. Wirklich. (CORONA-CLAIM: Natürlich nur alleine oder zu zweit und mit dem nötigen Abstand)!

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