“Für eine aufgeklärte und vielfältige Gesellschaft”: Jugend gegen AIDS ist ein von Hamburger Jugendlichen organisierter Verein, der durch Kampagnen und Präventionsarbeit an Schulen HIV, Geschlecht und sexuelle Identität thematisiert.
Marlon von der U21-Redaktion wollte etwas genauer wissen, wie sie das machen und was sie auf ihren “Positive Schule”-Workshops erleben.
Warum habt ihr Jugend gegen AIDS gegründet – Wie kam es dazu?
JgA: Jugend gegen AIDS wurde 2009 gegründet, aus dem Anlass, dass eine Schülervertretung zum Weltaidstag aktiv werden wollte. Das fing mit einem Schleifenverkauf an, was viele Schulen übernommen haben. Es sind Spenden von 20.000 Euro zusammengekommen, die wir an die Michael Stich Stiftung spenden wollten. Diese hat jedoch das Geld zurückgegeben und sagte, dass wir damit einen eigenen Verein gründen sollten. So hatten wir 20.000 Euro Startkapital und Jugend gegen AIDS ist entstanden.
Warum ist es wichtig, selber aktiv zu werden und Jugendliche abseits des Schulunterrichts aufzuklären?
JgA: Generell das Thema HIV zu thematisieren ist einfach super wichtig. Das Thema Sex wird unter Jugendlichen zu wenig besprochen, sie wissen nicht viel über die sexuelle Vielfalt und sexuell übertragbare Krankheiten.
Welche Erfahrungen macht ihr auf euren Workshops – Wie reagieren die Schüler*innen auf euch und welche Fragen/Wissenslücken tun sich häufig auf?
JgA: Vorab: Wir gehen überwiegend in 8. und 9. Klassen, das sind alles 13-14 Jährige. Wir sind ein Peer-to-Peer-Projekt, das bedeutet, dass Jugendliche mit Jugendlichen reden. Die Atmosphäre ist ganz anders, es wird gut aufgenommen und vorab haben alle Lernenden die Möglichkeit, anonym Fragen zu stellen. Die Fragen reichen von „Was passiert mit mir, wenn ich HIV habe?“ bis hin zu eher absurden wie beispielsweise „Was passiert, wenn sich ein Mensch mit einem Hund paart?“
Denkt ihr, dass Jugendliche nicht nur über HIV, sondern auch über die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu wenig wissen?
JgA: Was Homosexualität ist, wissen die meisten Leute, aber wir thematisieren auch was trans und inter ist. Doch da merken wir, dass viele Schüler sich nicht klar darüber sind, was das eigentlich ist und bedeutet. Wo ist der Unterschied zwischen Transgeschlechtlichkeit, nicht binärem Geschlecht und Intersexualität? Auch müssen wir, und das siehst du sicher auch auf deinem Schulhof, dem entgegenwirken, dass „schwul“ als Schimpfwort verwendet wird. Da lassen wir die Schüler*innen dann im Workshop reflektieren und stellen Fragen wie: „Was wäre, wenn ich mich outen müsste?“
Wie gehst du mit „peinlichen“ Themen oder auch direkten, persönlichen Fragen um?
JgA: Unterschiedlich. Eigentlich wird selten so direkt gefragt. Und wenn doch, kann man persönliche Fragen wie zum Beispiel „Hast du Fetische?“ auch pauschalisieren und Gegenfragen stellen wie zB. „Was sind denn überhaupt Fetische?“.
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